Borderline in toxischen Beziehungen

 

 

Die emotional instabile Persönlichkeitsstörung
(Borderline-Typus)

Diese Seite richtet sich hauptsächlich an die (Ex-) Lebenspartner von Frauen oder Männern mit einer Borderlinestörung. Sie finden hier Informationen, die ermöglichen sollen das Erlebte besser zu verstehen, einzuordnen, zu verarbeiten und vielleicht nachvollziehen zu können was und warum es ihnen widerfahren ist. 

Klassifikation

Der Borderline-Typus der emotional instabilen Persönlichkeitsstörung ist oft der sogenannte Minuspol in toxischen Beziehungen. Laut ICD-10, der internationalen Klassifikation psychischer Erkrankungen, wird diese schwere psychische Störung wie folgt beschrieben:

F60.3- Emotional instabile Persönlichkeitsstörung
Eine Persönlichkeitsstörung mit deutlicher Tendenz, Impulse ohne Berücksichtigung von Konsequenzen auszuagieren, verbunden mit unvorhersehbarer und launenhafter Stimmung. Es besteht eine Neigung zu emotionalen Ausbrüchen und eine Unfähigkeit, impulshaftes Verhalten zu kontrollieren. Ferner besteht eine Tendenz zu streitsüchtigem Verhalten und zu Konflikten mit anderen, insbesondere wenn impulsive Handlungen durchkreuzt oder behindert werden. Zwei Erscheinungsformen können unterschieden werden: Ein impulsiver Typus, vorwiegend gekennzeichnet durch emotionale Instabilität und mangelnde Impulskontrolle; und ein Borderline-Typus, zusätzlich gekennzeichnet durch Störungen des Selbstbildes, der Ziele und der inneren Präferenzen, durch ein chronisches Gefühl von Leere, durch intensive, aber unbeständige Beziehungen und eine Neigung zu selbstdestruktivem Verhalten mit parasuizidalen Handlungen und Suizidversuchen.

Zusätzliche Symptome

Der Begriff Borderline hat in etwa die Bedeutung „Grenzlinie“. Er entstand um zu beschreiben, dass diese Patienten sowohl Symptome einer Psychose als auch einer Neurose aufweisen. Neben den oben beschriebenen typischen Symptomen, leidet der Betroffene oft zusätzlich noch unter Angststörungen, Depressionen, paranoiden Störungen und selbstverletztendem Verhalten bis hin zum Suizid (Suizidrate ca. 3-8%). Zusätzlich werden bei den Patienten häufig Komorbiditäten, also weitere psychische Erkrankungen diagnostiziert. So weisen laut Studien mehr als die Hälfte der Erkrankten Essstörungen wie Anorexie, Bulimie oder Binge Eating auf. Etwa 70% der Patienten sind Frauen und ca. 30% Männer. Die Persönlichkeitsstörung tritt auch nicht selten als Co-Erkrankung bei Patienten mit einer dissoziativen Identitätsstörung auf. Die dissoziative Störung wird daher oft nicht erkannt und fälschlicherweise nur als reine Borderlinestörung diagnostiziert.

Weitere Auffälligkeiten

Schwarz-Weiß-Denken
Ein charakteristisches Zeichen für eine Borderlinestörung ist das sogenannte Schwarz-Weiß-Denken. Eine Person oder eine Begebenheit kann in einem Moment absolut idealisiert und bei der kleinsten Enttäuschung im nächsten Augenblick genauso gut wieder absolut abgewertet werden.

Innere Leere
Ebenso charakteristisch ist das Empfinden einer inneren Leere. Diese äußert sich unter anderem durch Langeweile, der versucht wird durch einen starken Aktivitätsdrang entgegen zu wirken. Sie entspringt vermutlich der Identitätsproblematik des Borderliners. Er darf nicht zur Ruhe kommen, da sonst das Gefühl der Leere unerträglich wird. Er kann sich nur schwer bis gar nicht entspannen. Aufgrund seiner unsicheren Persönlichkeit fehlen ihm nicht selten eigene Ziele und Wünsche.

Impulsivität
Die an der Borderlinestörung leidende Person agiert impulsiv und ist oft nicht in der Lage die eigenen Impulse unter Kontrolle zu behalten. Darüberhinaus ist es ihr nicht möglich die Folgen ihres impulshaften Handelns abzuschätzen, was immer wieder zu äußerst destruktiven Verhaltensweisen führt. Ehen, Beziehungen, Freundschaften und andere wertvolle zwischenmenschliche Kontakte werden ohne Skrupel aus einem nicht kontrollierbaren Impuls heraus mit katastrophalen Folgen für alle Beteiligten, völlig unerwartet, nicht nachvollziehbar und von jetzt auf gleich beendet und vollständig zerstört.

Hochfunktionale Erscheinungsformen
Menschen mit Borderlineproblematik sind im Alltag nicht unbedingt sofort als solche erkennbar. Gerade die hochfunktionalen Borderlinepatienten scheinen ihr Leben relativ gut im Griff zu haben. Sie wirken meist sehr liebenswürdig und wer sie nicht näher kennen lernt, ahnt nichts von ihrer Krankheit. Sie scheinen ein gutes Einfühlungsvermögen zu besitzen, suchen sehr schnell Nähe und wirken zunächst oft außergewöhnlich sympathisch und hilfsbereit. Daher können Aussenstehende es oft auch nicht glauben, wenn ein Beziehungspartner davon berichtet, zu welchen extrem unempathischen Handlungen sein Borderlinepartner fähig war oder ist.

Die Opferrolle
Sie stellen sich gerne und sehr glaubwürdig als Opfer ihrer sehr zahlreichen gescheiterten Beziehungen und Katastrophen dar. Neue Bekannte, denen meist sehr früh davon berichtet wird, glauben daher in der Regel, dass sie einfach immer nur Pech hatten und an die „Falschen“ geraten sind. Sie ahnen nicht, dass sie selbst ihren chaotischen Lebenswandel, die zahlreichen Katastrophen und die vielen gescheiterten Beziehungen durch ihre unkontrolliert-impulsiven Verhaltensmuster überhaupt erst bewirkt haben. Viele Borderlinepatienten schrecken auch vor handfesten Lügen nicht zurück um ihre Opferrolle zu inszenieren und/oder ihr Handeln gegenüber ihrem Beziehungspartner zu verschleiern und zu rechtfertigen.

Stimulation des Helfersyndroms
Bei besonders empathischen Mitmenschen wird aufgrund einer plakativ zur Schau gestellten Hilfsbedürftigkeit oftmals der Helferinstinkt geweckt, der bewirkt, dass sie sich oft sehr schnell für die Ziele des Borderliners einspannen lassen und umfassende Hilfe anbieten und auch leisten. Bei potentiellen neuen Beziehungspartnern, bei denen es sich bevorzugt ebenfalls möglichst um Empathen mit einem Helfersyndrom handelt, wird meist der unbewusste Wunsch erweckt dem Borderlinekranken aus seinem Chaos herauszuhelfen oder ihn gar aus seiner Krankheit herauszulieben, was jedoch grundsätzlich immer zum Scheitern verurteilt ist. Denn der Versuch ihn zu retten ist ungefähr damit vergleichbar, einen Ertrinkenden zu retten, der sich dann nach kurzer Rast selbst wieder in die Fluten zurück stürzt. Und dieser Vorgang wiederholt sich immer wieder aufs Neue. In der Praxis bedeutet dies, dass man sie nicht retten kann, egal wie sehr man sich auch bemüht und anstrengt. Eine „Rettung“ ist nur möglich, wenn der Erkrankte selbst sich mit aller Kraft retten will, was aber leider aufgrund einer eingeschränkten Selbstwahrnehmungsfähigkeit in Bezug auf das Krankheitsbild und dessen Folgen und der oft vorherrschenden, sehr starken Egozentrik nur in äußerst seltenen Fällen der Fall ist.

Typische Symptome in Paarbeziehungen
Offensichtliche, auch für den Beziehungspartner deutlich erkennbare Symptome des Borderliners während einer Paarbeziehung sind neben anderen, eine äußerst starke Angst davor verlassen zu werden sowie extreme Eifersucht. Hierdurch wiegt sich der Beziehungspartner in Bezug auf die Stabilität der Partnerschaft meist zusätzlich noch in besonders trügerischer Sicherheit. Er glaubt, wenn sein Partner eine solch unglaublich große Angst davor hat von ihm verlassen zu werden, dann ist er für ihn wohl so wertvoll, dass er ihm voll und ganz vertrauen kann und ihn ganz sicher niemals von sich aus verlassen wird. Aber genau hier irrt er gewaltig. Borderliner sind in der Regel fähig, eine sehr intensive Beziehung, selbst wenn sie in seltenen Fällen länger angedauert haben sollte, frei von Emotionen innerhalb von Minuten zu beenden und komplett zu zerstören, ohne das sich dies zuvor auch nur leise angekündigt hätte und ohne das ihnen die Tragweite ihres Handelns auch nur im Ansatz bewusst ist. Die Angst davor vom alten Beziehungspartner verlassen zu werden, ist dann augenblicklich verschwunden und bezieht sich sehr schnell auf den Nächsten. Borderlinepersönlichkeiten sind in Bezug auf ihre Beziehungen unberechenbare, tickende Zeitbomben.

Neurobiologische Kurzbetrachtung
Die Neurobiologie geht mittlerweile davon aus, dass Gehirnschädigungen im Bereich der frontalen neokortikalen und der limbischen Strukturen nicht nur durch eine direkte Beschädigung des Gehirngewebes mit bedeutenden Änderungen in der Persönlichkeit einher gehen können, sondern dass auch Verwahrlosung oder extremer, dauerhaft wirkender Stress in der Kindheit zur Beeinträchtigung der neurobiologischen Entwicklungsprozesse im Gehirn führen und dauerhafte emotionale und kognitive Störungen bewirken können. Untersuchungen ergaben, dass das Volumen des Hippocampus bei Borderlinekranken im Vergleich mit einer gesunden Kontrollgruppe um ca. 16 % reduziert war. Auch die Amygdala, die Teil des limbischen Systems ist, hatte eine im Vergleich um ca. 8 % reduzierte Größe. Die Amygdala, die auch als Mandelkern bezeichnet wird, ist für die Entstehung von Angst zuständig. Sie ist ausserdem wesentlich an der Beurteilung von Gefahren, an der emotionalen Bewertung und der Wiedererkennung von bereits zuvor Erlebtem beteiligt. Weitere Studien legen nahe, dass diese neuro-anatomischen Besonderheiten unter anderem eine Erklärung für die Störung der Impulskontrolle und der Affektivität von Borderlinepatienten sein können.

Heilungschancen und Therapien
Diese Krankheit ist leider schwer therapier- und heilbar. Eine Therapie ist langwierig, nur bei Krankheitseinsicht der betroffenen Person und bei ausreichend starkem Leidensdruck und Heilungswillen des Patienten überhaupt möglich. Leider sind diese Voraussetzungen nur bei einem verschwindend geringen Prozentsatz der Patienten gegeben, da eben oft die Krankheitseinsicht fehlt und die für eine erfolgreiche Therapie erforderliche hohe Motivation, bedingt durch die ausgeprägte Egozentrik des Borderliners, von vornherein nicht aufgebracht werden kann.

Eine an der Borderlinestörung erkrankte Person ist in der Regel nicht in der Lage (dauerhaft) wahrzunehmen, in welch großem Ausmaß die Störung ihr eigenes Leben, das der Lebenspartner und der Angehörigen schädigt und beeinträchtigt. Ihr ist ihr im Regelfall auch nicht bewusst, dass ihre zahlreichen schweren Probleme und Krisen nahezu immer durch ihre Krankheit und daher fast immer durch sie selbst verursacht werden. Sie glaubt oft sogar, sie sei nicht (sonderlich) krank, auch wenn sich dies für ihre Beziehungspartner, Angehörigen und aussenstehende Beobachter in ihrem nahen Umfeld absolut und offensichtlich vollkommen anders darstellt. Zudem kann eine Therapie oft harte und manchmal auch unangenehme Arbeit sein. Und da der Borderlinepatient oft meint nicht wirklich krank zu sein und die schlimmen Vorkommnisse in seinem Leben ihn aufgrund der Abspaltung (s.u.) nicht mehr zu beeinträchtigen scheinen, wendet er sich lieber den für ihn „angenehmeren“ Dingen zu und lenkt sich „erfolgreich“ ab. Er verharrt so meist in seiner fatalen Krankheitsdynamik ohne die geringste Chance zu haben, sein für alle Beteiligten schädliches Muster zu erkennen und zu ändern. Ein nicht therapierter Borderlinepatient ändert sich bzw. sein Verhaltensschema aus diesen Gründen in der Regel nicht von selbst oder gar aus Erkenntnis, auch wenn die Lebenspartner dies meist nicht wahr haben wollen. Sie möchten ihn um keinen Preis verlieren und hoffen immer wieder (vergeblich) darauf, dass er zu wahrer Erkenntnis gelangt und er sich schließlich doch noch ändert.

Viele Therapeuten lehnen die Behandlung von Borderlinepatienten ab, da die Therapie äußerst kräftezehrend ist. Denn diese sind oft hochmanipulativ, versuchen nicht selten selbst ihre Therapeuten zu manipulieren und nehmen es mit der Wahrheit in der Regel nicht so genau. Die Aussicht auf Therapieerfolge oder gar eine Heilung ist bereits aus diesen Gründen in vielen Fällen nur sehr eingeschränkt bis gar nicht möglich. Die Patienten verstehen oft nicht, dass eine Therapie nur funktionieren kann, wenn der Patient bei der Wahrheit bleibt.

Neue neurowissenschaftliche Verfahren machen zwar Hoffnung auf Heilung, aber diese Therapien sind teuer und stehen der breiten Masse der Betroffenen in Deutschland leider noch nicht zur Verfügung. Eine zumindest zeitweise erfolgreiche Hilfe für Borderlinepatienten die erkannt haben, dass sie sich selbst und Anderen oft verheerenden Schaden zufügen, kann noch die sogenannte dialektisch-behaviorale Therapie (DBT) sein, welche die Patienten unter anderem zumindest dabei unterstützen kann ihre schädlichen impulsiven Verhaltensmuster zu erkennen und diese besser zu kontrollieren.

Die Borderlinestörung in Paarbeziehungen
Ihre Frau oder Ihr Mann, Ihre Freundin oder ihr Freund hat Sie aus einer unglaublich intensiven Liebesbeziehung heraus plötzlich und ohne erkennbaren Grund völlig unerwartet von jetzt auf gleich verlassen? Am Tag zuvor war noch alles in bester Ordnung und er beteuerte vielleicht noch Sie über Alles zu lieben, Sie heiraten zu wollen, schwor Ihnen ewige Treue und Sie hatten sogar noch intensivsten Sex am Vorabend? Sie haben keinerlei Erklärung für die Verhaltensweise Ihrer Partnerin oder Ihres Partners? Sie sind fassungslos und völlig am Ende, denn sie/er zeigt für Sie keinerlei Gefühl und Mitgefühl mehr, obwohl er wenige Stunden zuvor noch vorgab Sie innig und für immer zu lieben? Sie fragen sich, was überhaupt passiert ist, denn es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass er so drastisch handeln würde. Vielleicht hatten Sie, ohne dass sie es wussten, eine toxische Beziehung mit einer Person mit Borderlinestörung.

Die im nachfolgenden Artikel beschriebenen Sachverhalte sind eine Zusammenfassung von typischen Verhaltensweisen oder Verläufen einer Borderlinebeziehung. Der Text kann hilfreich sein um zu erkennen, ob man sich vielleicht selbst in einem toxischen Beziehungskreislauf mit einem Borderliner befindet oder befand. Möglicherweise kann man das Eigene oder das eine oder andere Verhaltensmuster des toxischen Partners während der Partnerschaft hier wiederfinden. Da jedoch jedes Individuum und jede Erkrankung verschieden sind, können solche Paarbeziehungen natürlich auch anders als hier skizziert verlaufen. Es gibt sehr viele Facetten dieser Erkrankung und toxischer Beziehungsdynamiken. Die Erfahrung und zahlreiche Schilderungen von Partnern von Borderlinern zeigen allerdings, dass die beschriebenen Sachverhalte so oder in ähnlicher Form in vielen toxischen Beziehungen mit Borderlinern vorzufinden sind.

Am Ende ist es für den Partner vollkommen gleichgültig, welche Diagnose der toxische Beziehungspartner eigentlich hat. Es spielt auch keinerlei Rolle um welche Art von Persönlichkeitsstörung es sich handelt. Es geht hier nicht um Diagnosen. Es soll nur ermöglicht werden, vielleicht eine typische Beziehungsdynamik wieder zu erkennen, denn in sehr vielen Fällen ahnen die Lebenspartner nicht einmal etwas von den Hintergründen dessen, was sie erleben mussten, glauben damit völlig allein zu sein und geben sich sogar die Schuld an dem was sich ereignet hat. Allein zu erfahren, dass man nicht der Einzige ist, dem ein solches Schicksal widerfuhr, kann bereits ein wenig Trost spenden und sogar die Emotionen etwas beruhigen. Denn es gibt dann zumindest eine Erklärung für das Unbegreifliche, das man erlebt hat und man erkennt, dass man es nicht hätte verhindern können, egal wie sehr man sich bemüht hätte. Auch die Schuldfrage stellt sich dann meist nicht mehr, denn in den allermeisten Fällen hätten sie absolut nichts tun können und tragen keinerlei Schuld an dem was zwangsläufig aufgrund der Krankheit ihrer Partnerin oder ihres Partners früher oder später passieren musste. Natürlich gibt es auch Anteile bei den meist weitgehend psychisch gesunden Partnern, die es ermöglicht haben eine solche Beziehung zuzulassen. In den meisten Fällen ist dies auf mangelnde Selbstliebe und das fehlende Setzen von gesunden Grenzen dem kranken Partner gegenüber zurückzuführen. Andernfalls wäre es ja nie zu einer solchen belastenden Beziehung gekommen. Aber dazu später mehr.

Schließlich kann dieser Text Ihnen dabei helfen für sich Selbst die richtigen Schlüsse aus den gemachten Erfahrungen zu ziehen. Sie sehen besser, was Sie für sich tun können um jetzt wieder ganz zu heilen und dass Sie sich dringend vor weiterem Missbrauch schützen sollten. Sie glauben vielleicht dass diese tiefen Wunden, die das krankhafte Verhalten ihres Partners in Ihrer Seele hinterlassen hat, niemals heilen werden. Aber das muss und wird nicht so sein. Sie werden sogar so stark wie nie zuvor aus dieser schlimmen Erfahrung hervorgehen und schließlich Ihre innere Programmierung und ihr Beziehungsmuster so verändern, dass Sie toxische Beziehungspartner in Zukunft nicht mehr anziehen. Sie werden dann automatisch gesunde Partner in Ihr Leben ziehen und können in einer gesunden Partnerschaft sogar viel glücklicher werden als Sie es jemals zuvor waren.

 

Der Beginn einer typischen Borderlinebeziehung:
Idealisierung und „Lovebombing“
Die bindungsängstliche Borderlinepersönlichkeit neigt dazu, unangemessen schnell unangemessen intensive Beziehungen einzugehen. Aufgrund ihrer Fähigkeit die elementarsten Bedürfnisslücken ihres neuen, vorzugsweise sehr empathischen Beziehungspartners in sekundenschnelle zu erspüren und diese dann immer wieder vollständig zu füllen und zu schließen, entwickelt sich rasend schnell eine äußerst intensive Anziehung, denn diese elementare Bedürfnisbefriedigung wird als nie dagewesen und extrem angenehm empfunden.

Es kommt zu Beginn einer solchen Beziehung oft sehr früh zu Sex mit einer nie zuvor erlebten Intensität. Da der Borderliner den Partner spiegelt, fühlt es sich zunächst so an, als wenn er über Alles von ihm geliebt wird und er alles für ihn tun würde. Es scheint fast, als wenn er seine Gedanken lesen könnte. Dem Beziehungspartner kommt es so vor, als wenn ihm ein einzigartiges, unfassbar großes Glück widerfährt. Er glaubt, er hätte die Liebe seines Lebens und endlich den idealen Partner gefunden, den ihm der Himmel wie einen weißen Engel geschickt hat. Der Borderliner bewundert und schmeichelt gekonnt. Er vermag durch intensivste Spiegelung zu vermitteln, dass sich Seelenverwandte gefunden haben, was auch in nahezu jeder Borderlinebeziehung im Wortlaut so kommuniziert wird. Auch der Borderliner empfindet vorübergehend diese scheinbare Seelenverwandschaft. Der Beziehungspartner fühlt sich das erste Mal in Gänze vervollständigt und ist in dieser kurzen Phase einfach nur überglücklich. Es fehlt ihm daher zunächst an nichts und sein Leben besteht in diesem als Idealisierungsphase bezeichneten Beziehungsabschnitt nahezu nur noch aus „Highs“. Sein Gehirn und sein Körper gewöhnen sich daran, täglich mit euphorisierenden Botenstoffen und Glückshormonen förmlich überflutet zu werden. Der Borderliner überschüttet den Beziehungspartner obendrein noch mit scheinbaren Liebesbeweisen. Er schickt ihm z.B. sehr früh bereits jeden Tag zahlreiche vor Liebe scheinbar überschäumende Nachrichten mit sehr vielen Herzchen und Küsschen. Er sagt ihm zum Beispiel, dass er der Erste sei den er so unfassbar liebe, der ihn wirklich verstehe und mit dem auch ihm endlich der Sex das erste Mal Spaß mache. Er lässt sich fast täglich zahlreiche Dinge einfallen, die beweisen sollen wie unendlich groß seine Liebe zu ihm ist. Diese Überschüttung mit scheinbaren Liebesbeweisen bezeichnet man auch als „Lovebombing“. Der Beziehungspartner wird förmlich bombardiert und maßlos überhäuft mit Liebesbekundungen, Geschenken, Schmeicheleien und Dingen die er für ihn tut und dieser fühlt sich wie im siebten Himmel. Er ist in dieser Phase überglücklich und denkt oft, das alles sei fast zu schön um wahr zu sein. Er ahnt nicht wie richtig er mit dieser Annahme liegt. Im Gegenteil. Er hat er in der Regel keinen blassen Schimmer davon, dass der neue Partner schwer psychisch krank ist und die Idealisierung und das Lovebombing nach identischem Muster mit jedem seiner meist sehr zahlreichen, vorangegangenen Beziehungspartner so vollzogen hat und er im Regelfall absolut kein besonderer Mensch für den Borderlinepartner ist, sondern nur als Wirt für bestimmte Emotionen dienen wird.

Auch ungewöhnlich früh in der Beziehung wird z.B. von ewiger Liebe, Verlobung, Heirat usw. gesprochen und es wird schon in dieser frühen Beziehungsphase sehr weit in die Zukunft hinein geplant, aber dann später so gut wie niemals wirklich umgesetzt. Dieser Vorgang wird auch als „Future-Faking“ bezeichnet und verstärkt in dieser Anfangsphase der Beziehung noch die ohnehin schon extrem starke Anziehung und das unglaublich große Glücksgefühl.

Wie schon erwähnt, tun Frauen und Männer mit einer Borderlinestörung in der Regel all dies mit jedem neuen Beziehungspartner in ähnlicher, wenn nicht sogar auf identische Weise. Ihr eigentliches, unbewusstes Ziel ist es, im Gegenzug ein möglichst intensives Liebesgefühl vom Beziehungspartner zurückgespiegelt zu bekommen. Es ist wichtig zu wissen, dass die sehr starken Emotionen die durch die Idealisierung und das Lovebombing beim Idealisierten ausgelöst werden, von der Intensität her nicht ansatzweise vergleichbar sind mit den schönen, euphorischen Gefühlen und den „Schmetterlingen im Bauch“, die fast Jeder vom Beginn einer neuen Liebesbeziehung her kennt. Sie gehen extrem weit über das übliche Maß hinaus, denn wirklich alles scheint perfekt. Für jemanden, der eine Idealisierung mit solcher Intensität durch einen solchen psychisch Kranken noch nicht selbst und am eigenen Leibe erfahren hat, ist dies nicht im Ansatz vorstellbar und definitiv auch nicht nachvollziehbar.

Der psychisch Kranke braucht und liebt genau dieses von ihm selbst erzeugte, außerordentlich intensive Gefühl geliebt zu werden, welches ihm von seinem idealisierten Beziehungspartner, ebenfalls mit sehr großer Intensität, wieder zurückgespiegelt wird. Der Grund, warum er das mit aller Kraft will, ist nach Stand der Psychologie wohl in der gestörten frühkindlichen Entwicklung zu finden. Der Borderlinekranke will mit dem Beziehungspartner verschmelzen um damit etwas nachzuholen, was ihm tragischerweise in der frühen Kindheit mit der Mutter versagt geblieben ist. Ein leider völlig aussichtsloses Unterfangen, denn diese Art von Verschmelzung ist nur in den ersten Lebensjahren der frühen Kindheit mit einer psychisch gesunden Mutter möglich und sogar notwendig für die gesunde geistige Entwicklung eines Kindes.

Ist also eine Person mit Borderlinestörung wirklich fähig Ihren Beziehungspartner lieben? Sie scheint ja nicht ihn zu lieben, sondern nur das intensive Gefühl von ihm geliebt zu werden. Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Wenn man davon ausgeht, dass nur wirklich lieben kann, wer in gewissem Maße auch sich selbst liebt, müsste dies klar verneint werden, denn Borderliner empfinden aufgrund eines oft vollständig fehlenden Selbstwertgefühls in den meisten Fällen sehr starken Selbsthass. Es hat jedoch zumindest den Anschein, als wenn sie zeitweise dennoch lieben könnten. Anders als Gesunde ohne psychische Beeinträchtigung, vermögen sie es jedoch offenbar nicht, sich später auf emotionaler Ebene noch richtig an die intensive Empfindung der Liebe zu ihrem Liebespartner zu erinnern. Hierbei ist es völlig gleichgültig wie stark dieses Gefühl auch gewesen sein mag.

Die einst so starke Liebesemotion ist für sie offenbar im späteren Verlauf nicht mehr abrufbar und findet daher dann auch bei ihren zukünftigen Handlungen gegenüber dem Partner keine Berücksichtigung mehr. Andernfalls wären sie wohl nicht fähig, so eiskalt und rasend schnell ihre noch wenige Stunden zuvor abgöttisch geliebten Beziehungspartner ohne jegliche Emotion und ohne Mitgefühl abzuservieren und auszutauschen. Möglicherweise ist auch diese Verhaltensweise der starken Egozentrik des Borderliners geschuldet, die in solchen Situationen die Fähigkeit und den Willen die Emotionen Anderer nachzuempfinden sehr stark einschränkt (s.u.). Es scheint also, dass sie in einem bestimmten Moment lieben können, jedoch keine ausreichende, abrufbare und dauerhafte Erinnerung an die Emotionen der Liebe für ihren Partner besitzen, wie dies bei gesunden Menschen der Fall ist.

Wie sich daher in vielen Fällen nach einer Trennung zeigt, liebte der Borderliner eben wohl leider nicht nachhaltig den Lebenspartner als Person, sondern im Wesentlichen nur die beschriebenen intensiven Gefühle geliebt zu werden, die er aufgrund der von ihm vollzogenen Idealisierung von dieser Person zurück gespiegelt bekam. Er kann den Partner in seiner Ganzheit mit eigenen, intensiven Gefühlen weder vollständig und dauerhaft wahrnehmen, noch dies später noch berücksichtigen. Der kurz zuvor noch vergötterte Partner ist daher für ihn ohne jedes Zögern gegen einen anderen „Wirt“ austauschbar. Da meist auch bereits der neue Beziehungspartner in Windeseile massiv idealisiert wurde, spiegelt dieser aufgrund der großen Euphorie der frischen Beziehung ein scheinbar sogar intensiveres Liebesgefühl an den Borderliner zurück, was das ohnehin schon völlig unvorhersehbare Ende der „alten“ Beziehung noch beschleunigt. Er glaubt daher irrigerweise sogar, der neue Partner liebe ihn mehr als der Bisherige, was in den seltensten Fällen zutreffen kann.

Auch bei den eher sehr seltenen, längerfristigen Beziehungen spielt es daher tragischerweise keine Rolle, wenn der bisherige Partner den Borderliner seit langem und daher mit größerer Tiefe und viel inniger liebt als seine neue, äußerst flüchtige Bekanntschaft nach so kurzer Zeit dies auch nur ansatzweise könnte. Denn er giert ja ausschließlich nach dem plakativen, intensiven Gefühl geliebt zu werden, auch wenn es allein schon aufgrund der Kürze der neuen Beziehung jeglicher Grundlage entbehrt, dass ihn der neue Partner mit der Tiefe lieben kann wie der alte. Dabei ist ihm auch gleichgültig ob diese Emotion Substanz hat, die Liebe echt ist oder Bestand haben kann. Da bei der neuen Affäre naturgemäß das anfängliche emotionale „Strohfeuer“ heller lodert als bei der gefestigten Beziehung mit sehr viel tieferer Verbundenheit, glaubt der Borderlinepartner ernsthaft, er würde von seiner neuen, flüchtigen Affäre stärker geliebt als von seinem bisherigen, langfristigen Beziehungspartner. Eine traurige und fatale Fehleinschätzung mit oft sehr schlimmen Folgen, die eine langfristige, stabile Partnerschaft mit wahrhaftiger Liebe unmöglich macht. Die untherapierte Person ist blind für diesen Sachverhalt und tauscht dann oftmals in der Konsequenz eben aus einem nicht kontrollierbaren Impuls heraus eine wertvolle, gewachsene Liebesbeziehung mit hoher emotionaler Tiefe und echter Zuneigung, aufgrund des selbst entfachten, künstlichen, emotionalen Feuerwerks gegen eine kurze Affäre ohne jegliche Substanz ein, welche dann ebenfalls nicht lange Bestand haben wird.

Ein Borderlinekranker kann offenbar nicht wahrnehmen, wie viel wertvoller langfristige, tiefgründige Liebe ist. Er bevorzugt impulsiv die kurzfristige Affäre und zerstört kurzerhand seine wesentlich wertvollere, bestehende Beziehung. Ihm ist nicht klar, dass nur eine tiefe und beständige Liebe, welche er sich ja eigentlich sogar sehnlichst wünscht, die Basis für eine dauerhafte, stabile und glückliche und vielleicht sogar lebenslange Beziehung sein kann. Er scheint die wachsende Tiefe einer beständigen Liebesbeziehung nicht wahrnehmen oder fühlen zu können. Sie ist für Ihn daher wertlos. Sobald die Emotionen durch eine Affäre auch nur kurzfristig stärker erscheinen, triggert dies meist unmittelbar den nahtlosen Austausch des Partners, egal wie lange die Beziehung gedauert haben mag. Es hat also den Anschein als wenn er tatsächlich nur die flüchtigen, selbst generierten, starken Emotionen des von ihm gespiegelten Gegenübers vorübergehend intensiv selbst spüren und fühlen kann.

Fast immer kommt es dann auch in der neuen Beziehung sehr bald und mit Ablauf der Idealisierungsphase ebenfalls zur Abwertung (s.u.) und schließlich zum gnadenlosen Abschuss. Idealisierung – Abwertung – Abschuss, ein Muster das sich ohne den geringsten Lerneffekt bei jeder neuen Partnerschaft wiederholt. Dies ist einer der Gründe für die äußerst zahlreichen, unbeständigen und kurzen Paarbeziehungen vieler Borderlinepatienten.

Die Abwertungsphase
Sehr bald, meist etwa 1-3 Monate nach Beginn einer Beziehung, entdeckt der psychisch kranke Partner Fehler und Unzulänglichkeiten beim gerade zuvor noch überidealisierten Gegenüber. Es wird mit wachsender Häufigkeit aus dem Nichts heftiger Streit vom Zaun gebrochen. Nicht selten wird dem Beziehungspartner vollkommen unbegründet vorgeworfen, er wäre z.B. untreu oder er würde ihn in seinen Freiheiten einschränken. Zu diesem Zeitpunkt hat der Borderliner seinen Beziehungspartner in der Regel durch Manipulation bereits vollständig von seinen Freunden und Bekannten isoliert und er unternimmt bereits gar nichts mehr allein und seine Sozialkontakte wurden bereits stark zu Gunsten der toxischen Beziehung eingeschränkt. Es gibt auch immer häufiger Streit und der Borderliner kennt hierbei keinerlei Grenzen der Abwertung, welche genauso intensiv ausfällt, wie die vorangegangene Idealisierung. Der Partner wird dann oft zutiefst verletzt und versäumt es in der Regel, wichtige und klare eigene Grenzen und Standards zu setzen. Sehr häufig betrügt der Borderlinekranke den Lebensgefährten bereits in dieser Phase und projiziert sein eigenes Fehlverhalten dann auf den Partner. Er wirft ihm dann völlig haltlos sein eigenes Fehlverhalten vor. In der Psychologie wird dieser Vorgang Projektion bzw. Schuldumkehr genannt, ein Vorgang der von jeglicher Eigenverantwortung entbinden und dem Empfinden von Schuldgefühlen vorbeugen soll.

Der bereits abhängige Beziehungspartner sehnt sich in dieser Phase jedoch oft bereits wie ein Drogenabhängiger nur nach den Highs zurück und erduldet und erträgt leidend all diese Erniedrigungen und krassen Grenzüberschreitungen. Meist handelt es sich bei dem Partner um einen sogenannten Co-abhängigen und/oder um einen Verlustängstler.

Der Abschuss
Zu Beginn der Abwertungsphase kommt es nach einem Streit zunächst immer wieder zu intensiven Versöhnungen mit unglaublicher Nähe und intensivstem Sex. In diesen Momenten glaubt der Partner des psychisch Kranken, alles sei wieder gut. Diese Hochphasen werden allerdings immer kürzer und in immer schnellerer Folge von Abwertungsphasen abgelöst, bis dann der Borderliner oft aus einer Phase der Harmonie heraus und meist ohne erkennbaren Grund, gnadenlos, ohne Rücksicht auf Verluste und ohne zurück zu sehen die Beziehung durch skrupelloses und unverständliches Handeln beendet.

Er ist dann in den allermeisten Fällen bereits nahtlos wieder in einer neuen Beziehung, die schon während der Alten heimlich und geplant mit dem nächsten Empathen angebahnt wurde. Es ist auch nicht selten der Fall, dass er sich bereits während einer Beziehung zahlreiche neue Beziehungsoptionen schafft, um sicher zu stellen, dass es nach einer Trennung ohne Beziehungspause mit einer neuen Beziehung weiter geht. Zu diesem Zweck werden potentielle Beziehungspartner in gebührendem Abstand in der „Umlaufbahn“ gehalten. Sie werden immer mal wieder z. B. per Whatsapp, SMS-Nachricht, E-Mail, Facebook, Telefonanruf oder durch kurze Besuche mit genau dosierter Aufmerksamkeit und mit Informationen über seine „schlimme Lebenssituation“ (Opfer-Appell an das Helfersyndrom) sowie etwas Lovebombing bedacht, um sie im Bedarfsfall schnell anschreiben und (re-)aktivieren zu können. Auch hier kommt es manchmal bereits zu Sex als Mittel zum Zweck. Diese Vorbereitungen werden als „Sicherheitsmaßnahme“ getroffen, damit der Borderlinekranke der für ihn unerträglichen, zutiefst gefühlten Einsamkeit und inneren Leere im Falle einer Trennung entgehen kann. Im Grunde besteht daher sein gesamtes Dasein im Wesentlichen nur aus Beziehungsdramen.

Die On/Off-Beziehung
Nach einer Trennung kommt es dann nicht selten vor, dass ein Mensch mit Borderlinestörung versucht seine Ex-Beziehungspartner durch kurze „Ich vermisse dich“ oder „Du fehlst mir“ – Nachrichten, Treffen oder durch „zufälliges“ sich-über-den-Weg laufen und nicht zuletzt durch das zuvor beschriebene Lovebombing warm zu halten, um im Falle einer unerwarteten oder geplanten Beendigung der jeweils aktuellen Beziehung einen „Plan B“ zu haben. In den Foren die sich mit dem Thema Borderlinebeziehungen befassen, ist dieses Verhalten bestens bekannt und es wird als „Warmhalteplatte“ bezeichnet. Der Borderliner lässt ihre/ihren Ex wissen, dass er verstanden habe wie falsch es gewesen sei sich zu trennen und alles zu zerstören und dass es ihm unendlich leid täte was geschehen sei und doch nur er der einzige Mensch auf der Welt sei, den er so unendlich liebe. Die Ex-Partner, die nicht wissen, dass es sich hier nur um das typische Verhaltensmuster eines psychisch Kranken handelt, hoffen dann darauf, dass tatsächlich so etwas wie Klarheit, Erkenntnis, Einsicht und Mitgefühl entstanden ist und jetzt endlich alles wieder so großartig werden kann, wie es zu Beginn der Beziehung war. Aber diese Hoffnung trügt leider nahezu in jedem Fall und auf ganzer Linie. Aus unten beschriebenen Gründen ist eine wahre Erkenntnis nämlich so gut wie ausgeschlossen. Um es ganz klar zu auszudrücken: Borderliner vermögen es im Regelfall nicht sich zu ändern. Sie sind quasi Gefangene Ihrer eigenen psychischen Störung.

Nicht selten steigen die meist bereits stark emotional abhängigen Ex-Partner nach dieser scheinbar einsichtigen und mit Lovebombing gespickten erneuten Kontaktaufnahme wieder voll in die alte Dynamik ein. Sie stehen sofort zur Verfügung für eine neue Runde im höllisch quälenden On/Off-Spiel, egal wie sehr sie zuvor verletzt, geschädigt oder hintergangen wurden. Es ist immer wieder erstaunlich wie schnell sie das Leid, das völlig zerstörte Vertrauensverhältnis und die vielen schlimmen Dinge, die ihnen zweifelsfrei von ihrem Borderlinepartner angetan wurden, einfach zu vergessen scheinen. Meistens reichen bereits ein paar schöne Worte, gewürzt mit scheinbar intensiver Emotion und alles was vorgefallen ist wird offenbar vollständig verdrängt und aus dem emotionalen Bewusstsein gelöscht. Würde ein Ex-Partner den Borderliner ausschliesslich an seinen Taten messen, würde er sofort bemerken, dass diese in nahezu allen Fällen vollständig von seinen so schönen Worten abweichen und er oft sofort sogar das exakte Gegenteil von dem tut was er zuvor beteuerte künftig zu tun.

Warum aber kann der Ex-Partner das alles nicht (mehr) wahrnehmen? Warum fällt es ihm nicht sofort auf, wie es ihm bei jedem anderen Menschen auch auffallen würde und warum hält er trotz allem an der toxischen Beziehung fest? Ein Grund hierfür ist die entstandene Liebessucht und mangelnde, gesunde Selbstliebe, denn der Ex-Partner würde nahezu alles dafür tun, nur um wieder an die Highs vom Anfang der Beziehung zu gelangen. Aufgrund der Sucht nach dem toxischen „Schatz“ verdrängt er, wie egozentrisch und gefühllos sich dieser ihm gegenüber tatsächlich verhält, wie wertlos und austauschbar er eigentlich für ihn ist und dass er sich nicht mal im Ansatz für ihn als Person, seine Belange, Bedürfnisse und seine Gefühle interessiert. Die Sicht auf die Realität ist total vernebelt. Er verzeiht alles und akzeptiert in solchen Phasen Handlungen und Taten die er, wenn er die Dinge klar sähe und keinen Mangel an gesunder Selbstliebe hätte, unter keinen Umständen akzeptieren oder auch nur ansatzweise tolerieren würde. Er erkennt auch nicht mehr, dass das Verhalten seines kranken Partners nicht im entferntesten etwas mit Liebe zu tun hat.

So kann es beispielsweise sein, dass die Person mit Borderlinestörung parallel zur erneuten Kontaktaufnahme zu seinem Ex-Partner bereits weitere neue Liebesbeziehungen zu anderen potentiellen Partnern aufbaut, diese pflegt, mit ihnen schläft, mit ihnen in den Urlaub fliegt und die gesamte Freizeit mit ihnen verbringt und dies nicht einmal vollständig verheimlicht. Wäre der Ex-Partner noch im Vollbesitz seiner geistigen und vor allem seiner emotionalen Kräfte, würde er sofort sehen, dass der neue Versuch der Kontaktaufnahme und der angebliche Wunsch zu ihm zurückzukehren nicht wirklich ernst gemeint sein können, sondern nur der schlichte Versuch sind ihn „warm“ zu halten. Er würde erkennen, dass er im besten Fall lediglich eine relativ wertlose Beziehungsoption ist. Er würde augenblicklich den Kontakt vollständig abbrechen um sich vor diesem Missbrauch zu schützen, weil die Taten des Borderlinepartners derart verletzen und extrem deutlich von seinen Worten abweichen und dass jegliche gesunden Grenzen längst in drastischer Weise überschritten wurden.

Zudem existiert oft eine nahezu unerschütterliche Hoffnung, dass der Erkrankte tatsächlich erkannt hat wie falsch und zerstörerisch sein Handeln war und wirklich an sich arbeiten will. Schließlich ist es für jeden weitgehend Gesunden im Nachhinein ganz offensichtlich, wie falsch und krank die Impulshandlung war die zur Trennung führte. Diese Hoffnung entsteht nicht zuletzt daraus, dass die psychisch kranke Person in der Regel beteuert, sie werde sich grundsätzlich ändern. Dies jedoch passiert so gut wie niemals wirklich, da sie wie unten im Abschnitt „Abspaltung“ beschrieben, selbst wenn sie wollte, meist gar nicht erfassen kann was sie falsch gemacht haben könnte. Leider ist sogar oft das Gegenteil der Fall. Sie ändert ihre Verhaltensweisen absolut nicht und verstärkt im Gegenteil eher noch ihre egozentrischen Muster und die Rücksichtslosigkeit, anstatt zu versuchen das zerstörte Vertrauen wieder herzustellen. Lügen, Betrug und Abwertung werden in dieser Phase üblicherweise sogar noch extremer als zuvor.

Die aufgewärmten On/Off-Beziehungen sind daher meist auch nur kurze Übergangsbeziehungen. Sie dauern in der Regel nur so lange, bis ein neuer Beziehungspartner gefunden wurde und die neue Beziehung sicher genug ist um vom alten Partner abzulassen oder aber bis der Borderliner nach gleichem Muster zurück zum vorangegangenen Ex geht. Diese On/Off-Beziehungsmuster sind für die Ex-Partner nicht ungefährlich, da sich in immer rascherer Folge extreme Highs und Lows abwechseln. Sie haben in etwa den gleichen Effekt wie der Schuss für einen Heroin-Junkie, der ihm zunächst ein extremes Hochgefühl (High) verschafft um dann zwangsläufig in einer darauf folgenden extremen Down-Phase zu enden. Je öfter das passiert, und je kürzer die Abstände werden, umso süchtiger wird er und er ist bald bereit dazu, nahezu alles zu tun und dafür jede noch so krasse Erniedrigung und Abwertung zu ertragen, nur um an das nächste High zu gelangen.

Es entwickelt sich durch diese relativ schnell abwechselnden Hoch- und Tiefphasen eine starke Liebessucht, die dann in Einzelfällen auch in einer Jahre andauernden, äußerst zermürbenden On/Off-Beziehung münden. Insbesondere bei diesen langjährigen On/Off-Beziehungen können die ursprünglich weitgehend gesunden Beziehungspartner durch die extreme emotionale Dauerbelastung selbst psychisch und körperlich krank werden. Diese toxische Dynamik wird oft erst dadurch beendet, dass der Kranke eine neue, etwas längerfristige Beziehung hat und deshalb für längere Zeiträume vom Co-abhängigen Ex ablässt, oder weil der Ex-Partner sich Hilfe sucht, da er durch den Dauerstress psychisch erkrankt ist und z.B. im Rahmen einer Therapie die ungesunde Beziehungsdynamik thematisiert wird und Wege aufgezeigt werden, die ihm helfen aus diesem ungesunden Beziehungskreislauf auszusteigen.

Dauer und Folgen einer typischen Borderlinebeziehung
Die durchschnittliche Dauer einer Borderlinepartnerschaft beträgt nur etwa 6-9 Monate. Es gibt aber auch Extremfälle, bei denen die toxische Beziehung im Mittel lediglich 1-3 Monate andauert. Wenn jedoch zum Beispiel der Lebensgefährte psychisch stabil ist, eine positive Lebenseinstellung mitbringt und standhaft beibehält, welche im Idealfall vom Borderliner übernommen und gespiegelt wird und wenn er rechtzeitig wichtige Grenzen setzt, kann es in Einzelfällen auch zu mehrjährigen, recht stabilen und sogar guten Paarbeziehungen ohne Unterbrechungen kommen, die währenddessen nicht einmal zwingend toxisch erscheinen müssen. Leider finden aber auch solche recht positiven Verbindungen aufgrund der oben beschriebenen Affären-Problematik oftmals ein jähes, unerwartetes Ende mit grausamen Folgen für den meist nichtsahnenden Beziehungspartner, welcher dann nicht selten durch die nicht vorhersehbare Trennung schwer traumatisiert wird.

Viele Ex-Beziehungspartner von Menschen mit Borderlinestörung erleiden aber auch bereits bei sehr kurzen Beziehungsdauern von nur 1-3 Monaten schon Höllenqualen. Es hat sich nämlich aufgrund der anfänglichen Idealisierung, des Lovebombings und des intensiven Sex bereits schon sehr früh eine extrem stark ausgeprägte emotionale Abhängigkeit vom Borderliner entwickelt, welcher aufgrund der unerwarteten Trennung schlagartig als Quelle für die Hochgefühle und den dafür verantwortlichen Botenstoff-Cocktail im Gehirn ausfällt.

Beziehungspartner eines Borderlinekranken, die zudem bereits eine dependente Persönlichkeitsstruktur aufweisen, haben ein besonders großes Potential sehr schnell vom Borderlinepartner abhängig zu werden. Unglücklicherweise sind dies oft Menschen, die für einen Borderliner besonders interessant sind, denn er kann praktisch alles mit ihnen machen und sie setzen ihm dennoch keinerlei Grenzen. Es reichen bei ihnen oft schon wenige Tage mit starker Idealisierung aus, um total und vollständig von dem psychisch Kranken abhängig zu werden. Diese Ex-Partner nehmen unvorstellbares Leid in Kauf, nur um für eine kurze Zeit wieder die Gunst des toxischen Partners zu erlangen. Denn niemand zuvor war in der Lage ihnen zu vermitteln, dass sie so wertvoll sind. Wenn auch nur für sehr kurze Dauer und auch ohne jede Substanz. Sie haben Gedanken wie: „Mit ihr/ihm bin ich alles, ohne sie/ihn bin ich nichts“ und teilen diese Gedanken sogar mit dem hochmanipulativen Partner. Sie akzeptieren alle Arten von Erniedrigung, Respektlosigkeiten und Missachtung, die ein gesunder Mensch niemals akzeptieren würde. Sie nehmen den für sie giftigen Partner jederzeit und ohne Kompromisse mit Kusshand zurück, gleichgültig ob er sie auf übelste Weise betrogen, belogen oder seelisch misshandelt haben sollte. Selbst wenn der persönlichkeitsgestörte Partner, der sie so schlecht behandelt längst wieder andere Beziehungen hat, lassen sie ihn wissen, dass ihre Tür jederzeit für ihn offen steht. Sie kennen keine persönlichen Grenzen und sind vollständig abhängig. Sie glauben, sie lieben den Borderliner so stark, dass sie dafür einfach alles in Kauf nehmen. Sie würden ihn nicht einmal fallen lassen, wenn er sie direkt vor ihren Augen betrügen würde. Sie nehmen darüberhinaus nicht wahr, dass das von ihnen so intensiv empfundene (Liebessucht-) Gefühl mit wahrhaftiger Liebe nicht das Geringste zu tun hat, sondern ausschließlich mit totaler psychischer Abhängigkeit. Ihnen ist nicht bewusst, dass ein Mensch der sie wirklich lieben würde niemals fähig wäre, ihnen solches Leid zuzufügen und ihnen ist nicht bekannt, dass wahrhaftige Liebe nicht weh tut, da sie auch in ihrer Kindheit nie geliebt wurden, ohne dass es weh tat. Es steckt in solchen Fällen eine eigene psychische Problematik dahinter die mit einem äußerst geringen Selbstwertgefühl einher geht. Wenn jemand mit einer solchen Persönlichkeitsstruktur sich nicht rechtzeitig um Hilfe bemüht, kann der ohnehin bereits existierende enorme Leidensdruck sich so sehr steigern, dass er keinen Ausweg mehr sieht und es für einen oder sogar beide Beziehungspartner lebensgefährlich werden kann. In solchen Extremfällen wird daher dringend angeraten, unbedingt sofort intensive professionelle psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Generell wird der enorme Trennungsschmerz und Liebeskummer noch durch die bittere Erkenntnis verstärkt, dass der Partner offenbar ohne jegliche Emotion und ohne Empathie austauschbar war. Denn der Borderlinepartner nimmt keine Rücksicht auf ihn, blickt nicht zurück und lebt weiter, als wenn nichts geschehen wäre. Eben nur mit dem/der neuen „Geliebten“. Die beschriebene, toxische Beziehungsdynamik wird zwar in genau der gleichen Weise auch in der neuen Beziehung seinen Lauf nehmen und der ahnungslose neue Beziehungspartner wird das gleiche, grausame Schicksal erleiden wie der gerade Verlassene, aber das ist dem Verlassenen in diesem Moment nicht bewusst, denn oft weiß er nicht einmal von der psychischen Erkrankung der/des Ex oder worum es sich bei dieser Störung überhaupt handelt. In fast jedem Fall erleidet der ausgetauschte Beziehungspartner eine schwere Lebenskrise, die in Extremfällen sogar bis zum Suizid führen kann. Es wird oftmals beschrieben, dass sich die unerwartete Trennung, insbesondere bei den eher seltenen, längeren und weitgehend guten Paarbeziehungen, für den völlig überraschend Verlassenen schlimmer anfühlt, als wenn eine sehr nahestehende Person gestorben wäre.

Egozentrik, Abspaltung und Verantwortungslosigkeit
Eine Person mit emotional instabiler Persönlichkeitsstörung ist in der Regel extrem egozentrisch und daher ohne jede Empathie, was sich in vollem Ausmaß meist aber erst in der Abwertungsphase am Ende sowie nach Beendigung einer Beziehung offen zeigt. Sie hat nahezu kein Einfühlungsvermögen und die Gefühle ihres gerade scheinbar noch so unfassbar geliebten Menschen sind ihr absolut gleichgültig. Sie hat nicht die Fähigkeit und auch nicht den Willen, diese Gefühle des anderen Menschen auch nur ansatzweise nachzuempfinden. Untherapierte Borderliner übernehmen darüberhinaus für ihr unerklärlich destruktives Verhalten in der Regel keinerlei Verantwortung.

Ein Verantwortungsbewusstsein ist nicht vorhanden und jegliche Schuld liegt grundsätzlich beim Partner oder aber die „widrigen Umstände“ begründen ihr verantwortungsloses Verhalten. Das ist üblicherweise auch das, was dem sozialen Umfeld erfolgreich weisgemacht wird, welches grundsätzlich nichts von den wahren Begebenheiten und Taten des Borderliners erfährt, sondern in den meisten Fällen durch Verdrehung und Umkehrung von Tatsachen sowie durch Projektion vom Borderliner vielmehr noch dazu gebracht wird ihn noch mehr als Opfer zu sehen, ihn zu bedauern und zu unterstützen. Die meisten Menschen im sozialen Umfeld eines Borderliners würden instinktiv Abstand von ihm nehmen, wenn sie auch nur ahnten zu was er fähig ist und wie empathiefrei er handelt. Da aber auch der Freundeskreis eines Borderlinekranken in der Regel in kurzen Abständen ausgetauscht wird, gibt es nahezu keinen Menschen der ihn lange genug kennt um sein wahres Ich erkennen zu können und sein Verhalten kritisch zu betrachten. Zudem würde jede Kritik im Normalfall dazu führen, dass auch diese zwischenmenschliche Beziehung von ihm sofort beendet würde. Borderliner haben daher naturgemäß äußerst selten echte und langjährige Freundschaften oder Menschen in ihrem Leben die sie richtig kennenlernen konnten.

Sie bemerken in hellen Momenten nach einer Trennung durchaus, dass wieder einmal etwas schief gelaufen ist. Denn die Welt ist ja einmal mehr aus den Fugen geraten und besteht vielfach nur noch aus Chaos. Sie schaffen es aber in der Regel nicht, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen, ihr handeln zu korrigieren, künftig anders zu handeln oder zum Beispiel nachzuempfinden wie sehr sie Ihre zuvor geliebten Lebenspartner verletzt haben. Diese können auch nicht erwarten, dass der Borderliner seine Taten ernsthaft bereut, selbst wenn er dies bekunden sollte, weil er gelernt hat, dass „man das so tut“ und daher sachlich weiß, dass dies von ihm erwartet wird. Aufrichtige Reue und der Wunsch nach Wiedergutmachung ist ihnen in den meisten Fällen aufgrund ihrer starken Egozentrik vollkommen fremd, denn das würde voraussetzen, dass von ihm Gefühle anderer Menschen wahrgenommen werden und von ihm bewusst wird, dass er falsch gehandelt hat. Daher hat er auch große Probleme mit Schuldgefühlen, die stets kurzerhand durch Ablenkung und Abspaltung (s.u.) verdrängt bzw. eliminiert werden. Direkt darauf angesprochen, dass sie nichts zu bereuen scheinen, verstehen sie oft absolut nicht was von Ihnen erwartet wird.

Wenn sie in einer seltenen, ruhigen Minute über ihr Handeln nachdenken oder von Ihren Partnern darauf angesprochen werden, können ihre Schuldgefühle derart groß werden, dass sie gedanklich wie vor einer grauen Mauer stehen und nicht zu Ende denken können (O-Ton einer mir bekannten Borderlinerin). Wo ein Gesunder innehält, sich bedingt durch seine Schuldgefühle seines falschen Verhaltens bewusst wird und in der Regel alles dafür tut um es zu korrigieren, Vertrauen wieder aufzubauen und sich für seine verletzenden Handlungen aufrichtig zu entschuldigen, ist all dies dem Borderliner nicht möglich. Er kann schlicht nicht nachempfinden oder nachvollziehen was und wie ein Anderer fühlt. Wie ein Psychopath kann er daher zeitweise unfähig sein, Empathie für andere Menschen zu empfinden. Für sich selbst und für seine nahezu immer „schlimme“ Situation, die er ja in seinen Augen nicht zu verantworten hat, empfindet er hingegen stets sehr starke Emotionen.

Immer wenn er ganz direkt auf seine Taten angesprochen wird, empfindet er schnell sehr großen Selbsthass. Er wird extrem wütend auf sich selbst und spaltet den Konflikt ab, um nicht mit Schuldgefühlen konfrontiert zu werden. Der Konflikt und die Schuld sind dann für ihn dann einfach nicht mehr existent. Daher ist es für ihn auch nicht möglich Verantwortung zu übernehmen, denn das Problem existiert nach erfolgter Abspaltung für ihn schlicht nicht mehr. Er geht dann beispielsweise einfach seinem nächsten Tagesprogrammpunkt nach, backt z.B. einen Kuchen oder geht ins Fitness-Studio, als wenn nichts passiert wäre. Eine für den Beobachter unfassbare Handlungsweise. Er kann sogar Spass dabei haben, was noch einmal mehr zutiefst verletzend wirkt, denn es sieht aus, als sei es dem Borderliner vollkommen gleichgültig was passiert ist und wie es dem kurz zuvor noch scheinbar über alles geliebten Ex-Beziehungspartner geht. Er fühlt keinerlei Trauer. Es ist für die/den Ex absolut unbegreiflich, wie er direkt, oder sogar während der Beendigung der für beide so ungemein intensiven Liebesbeziehung so wenig empfinden und einfach zur Tagesordnung über gehen kann. Beim Verlassenen entsteht der Gedanke und das schreckliche Gefühl, dass die ganze Beziehung und die scheinbar so intensive Liebe einfach nur eine sehr große Lüge waren.

Abspaltung ist die frühkindliche Weise mit Konflikten und Schuldemotionen umzugehen. Jedes Kind spaltet etwa bis zum 4. Lebensjahr ab. Danach erlernt es komplexere Konfliktlösungsansätze. So ist z.B. der Vater, der dem Kleinkind ein Eis versagt in diesem Moment für das Kind ein schlechter Mensch und er, bzw. der Konflikt, wird abgespalten. Das Kind brüllt, wird trotzig und ist für einige Augenblicke extrem wütend auf den Vater. Schon sehr bald aber ist der Konflikt vollkommen vergessen (abgespalten) und für das Kind nicht mehr existent. Es widmet sich dann schnell anderen Dingen und spielt zum Beispiel mit großer Freude völlig gedankenverloren im Sand. Wenn das gesunde Kind älter wird, lernt es bei normaler Entwicklung, dass der Vater nur weil er ihm nicht erlaubt hat ein Eis zu essen, natürlich nicht gleich schlecht ist. Das Kind mag den Vater weiterhin und verarbeitet den Konflikt auf eine ganz andere, komplexere, konstruktive und nicht destruktive Art. Es versucht beispielsweise durch ein Gespräch oder Verhandlungen doch noch an sein Eis zu kommen, hat aber dem Vater gegenüber keine besonders negativen Gefühle, nur weil es das Eis diesmal nicht bekommen hat. Es erinnert sich auch später noch gefühlsmäßig an diese Situation und versteht sie korrekt einzuordnen. Der Vorfall hat keinerlei nachhaltige Auswirkungen auf die Vater-Kind-Beziehung. Die Abspaltung könnte auch eine der Ursachen für die ausgeprägte Egozentrik und das innere Vakuum die mit der Borderlinestörung einher gehen, sein. Da nahezu alle unangenehmen oder schuldbelasteten Situationen und Konflikte sowie die daran beteiligten Menschen in der Regel abgespalten werden, bleibt nur noch die eigene innere Gefühlswelt und das eigene Ich übrig.

Die an der emotional instabilen Persönlichkeitsstörung leidende Persönlichkeit hat diese komplexere und konstruktive Weise mit Konflikten und Mitmenschen umzugehen, nicht erlernt. Sie ist in Bezug auf die Lösung von Konflikten und auf den Umgang mit Schuld in der beschriebenen, frühkindlichen Entwicklungsstufe stecken geblieben. So wird sie wütend und kippt innerlich von weiß auf schwarz, sobald sie mit ihren Taten konfrontiert wird. Das verhindert zum Beispiel, dass ihr bewusst werden kann wie verletzend sie handelt und das sie fühlt, dass sie etwas gutzumachen hätte, denn der eigentliche Konflikt existiert für sie emotional einfach nicht mehr. Sie hält Schuldgefühle nicht aus und muss sie durch Abspaltung loswerden. Ihr stehen keine anderen Strategien zur Verfügung.

Dieser Sachverhalt macht es leider auch unmöglich, dass sie aus den vorangegangenen Konflikten lernt und zumindest in der Zukunft anders zu handeln vermag. Es erklärt ebenfalls, warum sie in jeder folgenden Beziehung nahezu dieselben Verhaltensmuster an den Tag legt, ohne das von ihr der naheliegende Schluss daraus gezogen wird, dass dasselbe Handeln erneut auch zum selben katastrophalen Ergebnis führen muss. Man könnte sagen, ein Erwachsener mit Borderlinestörung ist zwar in fast jeder Hinsicht erwachsen. Es steht ihm jedoch lediglich die Konfliktbewältigungsstrategie eines Kleinkindes zur Verfügung. Daher vermag er untherapiert und aus eigener Kraft nur schwer bis gar nicht seine falschen Verhaltensweisen zu erkennen, zu benennen oder gar zu verändern.

Wie viele sind betroffen?
Viele (Ex-)Lebenspartner von Borderlinekranken sind nach der Beziehung vollkommen am Boden zerstört und manche von ihnen gelten sogar als suizidgefährdet. Sie benötigen genauso dringend Hilfe, wie die an der Borderlinestörung direkt leidenden Personen. Legt man die kurze durchschnittliche Beziehungsdauer und den Umstand, dass eine Frau oder ein Mann mit dieser Störung im Regelfall jeweils nahtlos neue Beziehungen beginnt zugrunde, kommt man zu dem Ergebnis, dass die Zahl der betroffenen Ex-Beziehungspartner drastisch größer sein muss, als die der Personen mit Borderlinestörung, die nach unterschiedlichen Schätzungen immerhin etwa 2-5% der Bevölkerung ausmachen sollen. Eine vermutlich beträchtliche Dunkelziffer ist hier nicht berücksichtigt. Es handelt sich also offenbar um eine Problematik die in Summe viele Millionen Menschen unmittelbar betrifft und es ist daher davon auszugehen, dass sich mehr Ex-Partner von Borderlinekranken in den Kliniken befinden und Suizid verüben als Borderliner! Eine Tatsache, die erstaunlicherweise kein öffentliches Interesse hervorruft und auch in den Medien keinen Wiederhall findet.

Borderlinekranke sind keine Monster!
Borderliner sind dennoch keine Monster, die Anderen und sich selbst einfach aus Bosheit Schaden zufügen. Die Ursachen für diese psychische Krankheit liegen meistens in Gewalt und/oder sexuellem Missbrauch durch Mitglied(er) der eigenen Familie in früher oder frühester Kindheit. Die für sich selbst und Andere aus der Störung entstehenden destruktiven Handlungen sind im Regelfall nicht von ihnen kontrollierbar und damit meist auch nicht vorsätzlich. Die meisten Borderlinekranken leiden jeden Tag sehr stark unter ihrer Krankheit und deren Folgen. Sie fühlen sich irgendwie falsch, nicht zugehörig und spüren, dass sie anders sind als ihre Mitmenschen. Es ist ihnen nahezu unmöglich über längere Zeiträume ein glückliches, erfülltes und entspanntes Leben zu führen und echte Liebe für einen anderen Menschen zu empfinden. Sie haben ein hartes Schicksal und kaum eine Chance, von selbst aus dieser schweren Erkrankung heraus zu kommen. Ohne therapeutische Maßnahmen verringern sich je nach Schwere der Erkrankung die Symptome erst um das 50. Lebensjahr herum. Ihre o.g. Sekundärstörungen die allein schon eine große Beeinträchtigung der Lebensqualität bedeuten, treten dann meist in den Vordergrund. Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist eine schwere geistige Erkrankung und bedeutet für jeden betroffenen Menschen ein schweres Schicksal.

Patienten mit dieser Diagnose die versuchen ihre Störung zu besiegen, aufrichtig an sich zu arbeiten und ihre Krankheit zu überwinden, verdienen daher allerhöchsten Respekt! Viele an dieser Störung Erkrankten sind hochintelligent. Es macht Mut, dass es immer wieder Einzelfälle gibt, die nach vielen Jahren intensiver Therapie, harter Disziplin und drastischen, selbstauferlegten Einschränkungen im täglichen Leben, tatsächlich symptomfrei werden können. Oft ist den Erkrankten in diesen Einzelfällen bewusst geworden, wie wertvoll und wichtig ein Partner und das Zusammenleben mit ihm für sie ist oder war und dass ihre Erkrankung das alles zunichte gemacht hat. Sie waren hierdurch bereit, alles dafür zu geben, dass ihre Krankheit nicht weiterhin die Macht hat ihr Leben zu zerstören und so viel unermessliches Leid und sinnlose Zerstörung zu verursachen.

Es ist leider ein sehr unglücklicher Umstand, dass bereits die Merkmale der Störung selbst (Egozentrik, Abspaltung, Selbsthass usw.) diese Erkenntnis oft lange unmöglich machen und daher viele Borderlinepatienten gar nicht die Chance bekommen, die notwendigen Energien freizusetzen die erforderlich sind, um die Störung so weit zu besiegen, dass eine dauerhaft glückliche Lebensführung möglich wäre. Ein eiserner Wille kann jedoch nahezu alles erreichen. Dafür gibt es viele Beispiele! Ich möchte daher jeden an Borderline erkrankten Menschen, der diese Zeilen liest dazu ermutigen, sich professionelle Hilfe bei einem spezialisierten Therapeuten zu suchen und mit aller Kraft und Ehrlichkeit für die eigene Heilung zu kämpfen. Es lohnt sich!

 

Aber was kann ich als Ex-Partner tun um zu heilen?